Sich zeigen, die eigene Stimme in den Vordergrund rücken, von sich selbst sprechen: Das gehört nicht unbedingt zum Tagesgeschäft von Übersetzerinnen und Übersetzern. Die PR-Mentorin und Buchautorin Daniela Heggmaier hat nachgeholfen.
Mit dem Mauerblümchendasein hat Daniela Heggmaier Erfahrung, stand sie doch selbst jahrelang im Hintergrund und verhalf als PR-Beraterin anderen zu wirkungsvollen Auftritten. Bis sie 2012 ihren Blog startete. In der Bibliothek des Literaturhauses erklärte sie den zahlreich anwesenden Übersetzer*innen, wie man das Internet und andere „Bühnen“ für die Selbst-PR nutzen kann und das auch noch auf achtsame Weise.
Sichtbar sein
Regel Nr. 1:
Wer sich der Öffentlichkeit wirksam präsentieren möchte, muss sich und seine Arbeit zeigen.
Klingt logisch, ist aber gar nicht so einfach. Mit Verweis auf das Buch Show your work des amerikanischen Autors Austin Kleon, erklärte die Referentin, dass man sich zeigen soll, wie man sein möchte, dann werde man auch so wahrgenommen. „Selbstausdruck“ nennt Heggmaier das. Wer also Künstler*in sein möchte, darf sich auch als Künstler*in präsentieren. Auf Unverwechselbarkeit komme es an. Das fängt bei der individuellen Kleidung an und hört bei den richtigen Fotos noch lange nicht auf.
Beziehungen aufbauen
Wie kann man im Internet, diesem riesigen anonymen Universum, Beziehungen aufbauen?
Zunächst sei es ratsam, sich die Internetcommunity als Unterstützer vorzustellen, als Partnerinnen oder interessierte Kunden. Für den Beziehungsaufbau gebe es klare Regeln. Als erstes gelte: Bleiben Sie positiv. Kritisieren, verurteilen und klagen Sie nicht in Ihren Posts. Eine weitere Grundregel: Geben Sie ehrliche und aufrichtige Anerkennung. Sich für andere zu interessieren, sei enorm wichtig. Dazu kann man Posts von anderen teilen, liken oder wohlwollend kommentieren.
Überzeugungsarbeit
Wie kann man die Menschen, mit denen man auf diese Weise in Kontakt getreten ist, dann von sich überzeugen? Dazu sollte man zuhören, stets freundlich sein und die Meinung anderer achten. Man dürfe die Community aber auch gern zum Wettbewerb herausfordern, die eigenen Kompetenzen und Leistungen zeigen. Die wirkungsvollste Weise, das zu tun, sei empathisch zu bleiben. Auf folgende Fragen komme es dabei an:
Welche meiner Kompetenzen nützen anderen? Wie kann ich helfen?
Das ist die so genannte Füllhorn-Strategie, die nichts anderes beinhaltet, als großzügig Wissen an andere weiterzugeben, Denkanstöße und Wissenswertes zu teilen und zu posten. Aber auch selbst Fragen stellen und aktiv Hilfe suchen komme gut an. Geben und Nehmen sei ein wichtiger Grundsatz. Der eigene Blog oder Email-Newsletter ist z.B. ein wirkungsvolles Instrument, die eigenen Kompetenzen zu zeigen und Wissen zu teilen. Man erreiche damit oft mehr Menschen als über Social-Media-Kanäle.
Sieben Säulen
Weiter ging es mit den sogenannten „Sieben Säulen der Selbst-PR“. Eine wichtige Frage hier:
Wie kann ich mich zur Marke machen?
Joseph Beuys‘ Hut oder Hans-Dietrich Genschers gelber Pullover sind besonders prägnante Beispiele für persönliche Markenzeichen, die in der Erinnerung haften bleiben.
Aber es geht nicht nur ums Äußere, auch persönliche Werte sollte man kommunizieren und die eigenen Fachgebiete herausstellen. Andere können einen dabei unterstützen, eine „Marke“ zu werden. Es sei z.B. sinnvoll, um Rückmeldung zu bitten, welche Qualitäten andere an einem selbst wahrnehmen. Denn die eigene Außenwirkung kennt man selbst meist nicht.
Danach ging es um das sogenannte persönliche „Warum“. Wie habe ich mein Talent überhaupt entdeckt? Wie bin ich geworden, was ich bin? Über diese Fragen lohne es sich, nachzudenken und die Antworten dann zu kommunizieren. „Storytelling“ nennt sich das. (weiterführende Informationen dazu bei Simon Sinek Start with why).
Aber – wie man spätestens seit Gottfried Keller weiß – Kleider machen eben doch Leute. Den eigenen Stil zu finden sei wichtig. Sich in individueller Kleidung zu präsentieren, in der man sich wohl fühlt, erzeuge positive Resonanz bei anderen. Zur Außenwirkung gehören auch fantasievolle Visitenkarten und vor allem gute Fotos. Dafür lohne es sich auch, etwas Geld auszugeben.
Eine weitere Säule: ein gutes Netzwerk. Die eigene Webseite, die Nutzung von Social-Media-Kanälen oder beruflichen Netzwerken wie LinkedIn helfen, es aufzubauen. Ein besonders wirkungsvolles Werkzeug sei der Blog. Personality-Blogs, wie Heggmaier sie bezeichnet, förderten die eigene Sichtbarkeit im Netz und seien eine Gelegenheit, die eigene Kreativität zu zeigen. Aber bitte immer auf Kontinuität achten und regelmäßig bloggen.
Auch Medienarbeit ist eine Säule der Selbst-PR. Man kann an Presseevents teilnehmen, versuchen, Journalistinnen und Journalisten für die eigene Arbeit zu begeistern und signalisieren, dass man für Interviews und Vorträge zur Verfügung steht. Als Übersetzerin könne man auch mal mit dem Gedanken spielen, ein eigenes Buch zu schreiben, schließlich hat man ja gute Verlagskontakte.
Achtsam sein
Für Selbst-PR braucht man Mut. Das bedeute aber nicht, sich zu verbiegen, um aufzufallen oder Dinge zu tun, mit denen man sich unwohl fühlt. Für jeden Typ, ob introvertiert oder extrovertiert, gebe es die passenden Strategien und Kanäle. Wer eher kontaktfreudig und mitteilsam ist, kann z.B. einen Youtube-Kanal oder TikTok für sich nutzen.
Kontinuität zu achten, sich also regelmäßig über seine Kanäle zu äußern. Das signalisiert Professionalität.
Questions & Answers
Zum Schluss kamen noch Fragen und Anregungen aus dem Publikum. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie über ihre Eintragung in die Datenbank des VDÜ schon Aufträge bekommen habe. Fast alle Teilnehmer*innen sprachen von der Wirksamkeit des Vitamins B. Hier sei, so Heggmaier, eine gut gepflegte Webseite wichtig, denn damit mache man sich „empfehlbar“. Sie sei wie eine Visitenkarte und zudem ein Service, der alle Informationen zur Person für potenzielle Kunden bündele.
Insgesamt ging man mit dem Gefühl nach Hause, dass man mit Stetigkeit und Authentizität schon viel im Netz erreichen kann. Ein durchaus beruhigendes und motivierendes Gefühl.
(c) 2019 Sabine Voß